Presseinformation vom 21. Juni 2021 zum TAG DER BUCHENWÄLDER 2021
Buchenwälder als naturnahe Ökosysteme schützen
"Deutschland nimmt seine globale Verantwortung für substanzielle Bewahrung unserer Buchenwälder nicht wahr" beklagen die BBIWS und mehr als 60 andere Wald- und Naturschutzorganisationen in einem Offenen Brief an Waldministerin Klöckner und Umweltministerin Schulze zum "Tag der Buchenwälder" am 25. Juni 2021.
Vor zehn Jahren fügte die UNESCO dem 2007 ernannten europäischen "Welterbe Buchenurwälder der Karpaten" fünf deutsche Buchenwaldgebiete hinzu. Aus Anlass dieses zehnjährigen Jubiläums der deutschen Teilgebiete ziehen die Unterzeichnenden des Offenen Briefes eine Bilanz über die "prekäre Situation der Buchenwälder" in Deutschland, deren Erhebung zum Welterbe der Menschheit nicht, wie erhofft, in konkrete Schutzkonzepte für Buchenwälder insgesamt mündeten.
Den "außergewöhnlichen universellen Wert als einzigartige Naturlandschaften" hat zwar die UNESCO in alten deutschen Buchenwäldern erkannt und gewürdigt, die deutsche Politik beschränkt sich jedoch mit einem wirkungsvollen Schutzkonzept im Wesentlichen auf die fünf Teilgebiete der Welterbestätten.
In dem Offenen Brief wird konstatiert, dass der Nutzungsdruck auf Buchenwälder insgesamt erheblich zugenommen hat. Als Defizite beim Schützen wie beim Nützen identifizieren die Unterzeichner vor allem
Sie erheben den schweren Vorwurf, dass die Forstwirtschaft sich zu einem "industriemäßigen Wirtschaftszweig" entwickelt hat, der alte Buchenbestände "zu Brennholz verarbeitet", "kaum mehr Schutzräume akzeptiert" und selbst unter den bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels sein "überholtes Betriebsmodell" nicht überarbeitet. Sie fordern einen "Paradigmenwechsel in der Forstpolitik", so dass sich aus "Forsten wieder ökologisch-intakte Wälder" entwickeln und Wald-Ökosystemschutz Vorrang hat vor Ökonomie. Damit dies endlich geschieht, sehen die Unterzeichnenden "eine grundlegende Novellierung des Bundeswaldgesetzes" als unumgänglich an und eine finanzielle Förderung, die "ökologisch- und klimaschutzangepasste Waldbauverfahren" unterstützt, statt wie in der Agrarpolitik nach dem Gießkannenprinzip zu fördern.
Die vergangenen Dürrejahre, die Fichtenmonokulturen als Brotbaumäcker erledigten, führten auch zu Schäden und Absterben von Buchen im Laubwald. Die Forstwirtschaft sieht daher schon keine Zukunft mehr für die Buche, verkennt aber, dass vor allem die Methoden der Bewirtschaftung es waren, die den ureuropäischen Baum der Austrocknung und Belichtung auslieferten. Die von der UNESCO gelobte "Anpassungsfähigkeit der Buche, die es ihr ermöglicht hat, sich innerhalb weniger Jahrtausende nach der letzten Eiszeit aus isolierten Gebieten in den Alpen, Karpaten und Pyrenäen auszubreiten", kann im Klimawandel nur weiter wirken, wenn sie wie der Offene Brief fordert, in einem naturnahen Ökosystem vor Schwächung durch Übernutzung und Standard-Waldbaumethoden geschützt wird.
Der Klimawandel und die Übernutzung der alten Buchenwälder sind bereits so weit fortgeschritten, dass die Forderungen keinen Zeitaufschub mehr dulden, damit Waldökosysteme eine Chance haben, Resilienz und Artenreichtum zurückzugewinnen.