Am 29. Mai hat die bayerische Staatsregierung, nach langem Zögern, einige Naturwaldbereiche in Bayern ausgewiesen, die als Resultat aus dem erfolgreichen Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt (Rettet die Bienen) bereits für 2019 zugesagt waren. Bayernweit handelt es sich um rund 5000 Hektar Wald, in dem Natur wieder Natur sein darf.
Für die Freunde des Spessarts (FdS) und alle namhaften Naturschutzverbände, die seit vielen Jahren für mehr Naturwälder im Spessart kämpfen, ist die Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung aber eine einzige Enttäuschung:
Der Spessart findet in der Verlautbarung nicht einmal eine Erwähnung! Kein einziger zusätzlicher Hektar Naturwald im Spessart, der die größten Vorkommen alter Laubwälder in ganz Bayern besitzt und gerade deshalb vor vier Jahren als aussichtsreicher Kandidat für einen dritten Nationalpark in Bayern diskutiert wurde.
Bernd Kempf, 1.Vorsitzender der Freunde des Spessarts, findet dazu folgende Worte: „Wir haben auf die Zusage aus dem Artenvielfalt-Volksbegehren der Staatsregierung gebaut, im Spessart ein 500 bis 2000 Hektar großes Gebiet als Naturwald zu schützen und dass dies nicht nur ein leeres Versprechen darstellt. Wir hoffen sehr und drängen darauf, dass es hier noch einen Nachschlag gibt. Natürlich freuen wir uns über neue Waldschutzgebiete in den anderen Regionen Bayerns. Aber es ist nicht akzeptabel, dass ausgerechnet der Spessart weiterhin fast auf seiner kompletten Waldfläche nur als „Holz-Fabrik“ herhalten soll! Das hat der Spessartwald nicht verdient und auch nicht seine Bewohner und die des Umlandes, die den Spessart gerne besuchen.
Gerade der Spessart bietet aufgrund seiner Lage im Herzen Deutschlands Millionen Menschen aus den nahe gelegenen Metropolregionen die Chance, ein „Naturparadies direkt vor der Haustür“ zu erleben. Langfristig halten wir deshalb weiterhin an unserem Ziel fest, einen Nationalpark einzurichten oder über ein Biosphärenreservat mit ausreichend großen Waldflächen unter Prozessschutz ein vergleichbares Naturerlebnis zu ermöglichen und damit auch die Artenvielfalt in unserem Land zu erhalten.“
Um diesem Ziel Nachdruck zu verleihen, haben die Freunde des Spessarts gemeinsam mit vielen anderen Naturschutzverbänden bereits im Januar einen Brief an Ministerpräsident Söder geschrieben. Hier werden kurz- und langfristige Perspektiven für den Spessart und die umliegenden Regionen skizziert. Erstmals wurde dabei auch der Begriff „Biodiversitätsmodellregion“ für den Spessart verwendet, den die Nationale Akademie der Wissenschaften, Leopoldina geprägt hat.
Die beeindruckende Vielfalt und Ästhetik der Spessartwälder kann heute nur noch in einigen wenigen und viel zu kleinen Schutzgebieten erlebt werden. Vom rund 42 000 Hektar großen, zusammenhängenden Staatswaldkomplex des bayerischen Spessarts sind bis heute nur rund 400 Hektar bzw.1% der Staatswaldfläche durch Rechtsverordnung als nutzungsfreie Naturschutzgebiete und Naturwaldreservate geschützt. Im Rahmen freiwilliger Selbstbindung haben die Bayerischen Staatsforsten zusätzlich weitere 1600 Hektar sogenannte Klasse-1-Wälder aus der Nutzung genommen. Auch wenn man den Naturwaldreservaten und Naturschutzgebieten diese Klasse-1-Bestände hinzurechnet, sind nur 4,8 % der Staatswaldfläche nutzungsfrei, wodurch das 10 %-Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie gerade in den ökologisch hochwertigen Wäldern des Spessarts weit verfehlt wird.
Alle beigefügten Fotos wurden ausschließlich in Schutzgebieten aufgenommen und vermitteln Eindrücke, wie sie im normalen Wirtschaftswald kaum noch möglich sind.
Weitere Informationen und Kontakt zur "Bürgerbewegung Freunde des Spessarts":
https://www.freunde-des-spessarts.de
Direkt auf der homepage finden Sie rechts die online-Unterschriften-Aktion „Für Wald-Paradiese im Spessart“.
Bitte tragen Sie sich hier ein und unterstützen Sie damit unsere Ziele für den Spessart: Hier sollen großflächige Naturwaldbereiche ausgewiesen werden zum Schutze und Förderung der Artenvielfalt und als Basis für ein zukünftiges Biosphärenreservat, inkl. Nationalpark.