Berlin: Die Waldinitiative Berlin ist im Jahr 2021 zunächst als Anwohner-Protest gegen geplanten großflächigen Holzeinschlag in einem Waldgebiet im
Nordwesten Berlins gegründet worden. Wir konnten diese Pläne stoppen, merkten aber bald, dass sie nur Symptom einer schädlichen Waldbehandlung waren, die in allen Wäldern der Berliner Forsten
(BF) praktiziert wird.
Obwohl der Berliner Bürgerwald laut Gesetz in erster Linie der Erholung der Bevölkerung und dem Schutz von Klima, Umwelt und Arten dienen soll, ist er im Laufe der Zeit so stark
degradiert worden, dass heute nur noch 6% der Bäume als gesund gelten (Waldzustandsbericht Berlin 2023).
Die wissenschaftlichen Daten zeigen, dass der Einschlag von bis zu 100.000 fm Laub- und Nadelbäumen pro Jahr für die katastrophale Waldgesundheit maßgeblich mitverantwortlich ist. Zu den von der
Waldinitiative kritisierten Praktiken zählen das großflächige Fällen von Laubbäumen, das Aufreißen des Kronendaches, die kahlschlagsartige Zerstörung alter Rotbuchen-Bestände, der Einsatz
dutzende Tonnen schwerer Holzvollerntemaschinen, das Anlegen eines dichten Netzes an Fahrtwegen für die Erntemaschinen, das Ringeln über 200-jähriger Laubbäume (um diese künstlich zum Absterben
zu bringen) und das unnötige Verramschen der Bäume unseres Bürgerwaldes an private Unternehmen, die daraus Brennholz und Zellstoff herstellen und z.T. nur 8 Euro pro Festmeter zahlen.
Diese Behandlung des Berliner Waldes ging zuletzt mit schwersten Schäden am Waldboden und unseren Waldwegen einher und führte zu Hitze und Trockenheit im Wald also den Bedingungen, die von den BF
selbst als Hauptursache für die schlechte Waldgesundheit benannt werden. In den letzten Jahren hat sich gegen derartige Forstpraktiken in Berlin immer stärkerer Protest geregt – sowohl seitens
der Waldinitiative Berlin als auch vieler anderer Bürgerinnen und Bürger aus allen Teilen Berlins.
Wir als Waldinitiative haben eigene Protestaktionen gestartet, schädliche Eingriffe in den Wald dokumentiert, Gespräche mit der zuständigen Senatsverwaltung, Abgeordneten, Parteienvertretern und
Förstern geführt, von Experten geleitete Waldspaziergänge angeboten und Informationsveranstaltungen durchgeführt. Wichtige Fortschritte in der Berliner Waldpolitik konnten in den letzten Jahren
und Monaten erzielt werden, darunter der fachliche Austausch der BF mit der Naturwald Akademie und dem Lübecker Stadtwald, ein Moratorium, das u.a. den Einschlag in Laubwäldern weitgehend
verbietet, einen schriftlich von der Senatsverwaltung angeordneten Paradigmenwechsel, nach dem der Wald fortan als sich selbst optimierendes Ökosystem zu betrachten ist und vor allem die
Mobilisierung und Vernetzung hunderter für den Wald engagierter Berlinerinnen und Berliner.
Jetzt geht es darum, die erzielten Fortschritte langfristig in der Berliner Waldpolitik zu verankern und ein auf Dauer ökologisch tragfähiges und zeitgemäßes Waldkonzept zu
implementieren.
Für den Sprecherrat der Waldinitiative Berlin
Peter Ballach, Brigitte Lange, Angela Laurent, Christian Mertens und Anna Dorothea Scheytt