RLP-Pfälzerwald: Naturnahe Waldbewirtschaftung oft noch Fehlanzeige!

Kahlhieb im Buchenbestand. Diese Bäume wurden noch voll belaubt im  Oktober 21 gefällt. Das Holz wird auch ganzjährig auf Nachfrage eingeschlagen, so dass ganzjährige Fällungen auch innerhalb der Brut-und Setzzeit für die Forstwirtschafter legal sind.
Kahlhieb im Buchenbestand. Diese Bäume wurden noch voll belaubt im Oktober 21 gefällt. Das Holz wird auch ganzjährig auf Nachfrage eingeschlagen, so dass ganzjährige Fällungen auch innerhalb der Brut-und Setzzeit für die Forstwirtschafter legal sind.

Willst du den Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten nichts als Fichten.

Das sagte 1903 der Förster Felix von Hornstein.

 

Heute brennen die Wälder. Die Wälder? Nein, die forstlichen Nadelholzplantagen. Das Totholz in diesen Beständen, das zur Verbesserung der Bodenqualität beitragen sollte, wird nun allgemein hinterfragt und das "Aufräumen" des Waldes und damit die drastische Reduktion von Totholz soll den Wald vor dem Feuer retten. Natürlich ist das Unsinn und ein Affront wider besseres Wissen gegen die Erfordernisse des Natur- und Artenschutzes, der gerade in naturnahen Wäldern (die übrigens nicht gut brennen da sie keine Harze und Öle enthalten), das stehende und liegende Totholz dringend braucht. Nicht zu verwechseln ist das Totholz naturnaher Wälder mit den Überbleibseln intensiver Holzernte (Kronenholz und die Überbleibsel abgestorbener Fichtenbestände, die im Gegensatz zu dem von Feuchtigkeit vollgesogenen Totholz wie Zunder brennen und nicht selten in Riesenstapeln lange im Wald verbleiben).

Kronenholz aus Holzernten wird mit natürlichem Totholz oft gleichgesetzt, ist aber etwas völlig anderes.
Kronenholz aus Holzernten wird mit natürlichem Totholz oft gleichgesetzt, ist aber etwas völlig anderes.

Hätte die konventionelle Forstwirtschaft, wie schon jahrzehntelang von Naturschutz, Waldexperten und auch einigen Forstleuten gefordert, den Waldumbau zum Mischwald mit hohem Laubholzanteil (Buche, Eiche) und die naturnahe Waldbewirtschaftung (Mosaikstruktur durch Mischung verschiedener Baumalter) gefördert, würden wir heute nicht vor den dramatischen Waldbrandgefahren und anderen Katastrophen stehen. Durch die Trockenheit der letzten Jahre sind vor allem die Monokulturen der Fichten, die von ihrer Herkunft her ein Gebirgsbaum mit hohem Wasserbedarf und Liebhaber von Nebeltagen sind, extrem geschwächt, was katastrophale Folgen, nämlich das Fichtensterben in vielen Regionen Deutschlands hat.

Wehrlose Fichten, dem Buchdrucker und Kupferstecher ausgeliefert.
Wehrlose Fichten, dem Buchdrucker und Kupferstecher ausgeliefert.

Erst aufgrund der Dürrejahre als Folgen des menschenbeeinflussten Klimawandels werden die Fehler der konventionellen Forstwirtschaft in der Vergangenheit und Gegenwart brutal aufgedeckt. Trotzdem hält diese oft stur und uneinsichtig am althergebrachten wirtschaftlichen Verfahren wie der Z-Baum Freistellung (markierte "Zukunftsbäume") und massiver Durchforstung fest. Dem lebenden Organismus Wald wird damit geschadet und die Möglichkeit zu schnellstmöglicher Anpassung genommen.

 

Durch die häufig unsachgemäßen, nur auf wirtschaftlichen Interessen basierenden, forstlichen Eingriffe in die Laubwälder wird der Kronenschluss aufgelichtet und das Waldinnenklima erheblich gestört. Dadurch ist der Waldboden intensiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt und die Bodenfeuchte nimmt noch stärker ab. Der Boden trocknet aus und wird je nach Beschaffenheit steinhart. Er kann in diesem Zustand nicht einmal den dringend benötigten Regen aufnehmen (ausgetrockneter Boden wird hydrophob, also wasserabweisend) und das Wasser fließt einfach ab und fördert damit Hochwasserereignisse. Der Wassermangel wiederum führt zu starken Einschränkungen des Lebens im Boden, dem Edaphon, das für die Humusentstehung, die Zersetzung des Laubes und Totholzes wichtig ist, da es Stickstoff und viele Mineralien erzeugt, die den Pflanzen nun fehlen.

Schadbilder freigestellter Buchen ohne den Schutz des schattenspendenden Kronenschlusses.
Schadbilder freigestellter Buchen ohne den Schutz des schattenspendenden Kronenschlusses.

Der Zustand vieler freigestellter Laubbäume, zumeist Buchen, im Pfälzer Wald ist besorgniserregend schlecht. Hauptsächlich sind jetzt wieder Buchen zum Holzeinschlag markiert welche jedoch eine schattenliebende Baumart ist und starke Auflichtungen im Schirmschlagverfahren (der Wald wird zum Zweck schnellerer Naturverjüngung aufgelichtet und die Altbäume – Schirme – werden sukzessive entnommen; es entsteht neben stark belichteten Flächen in der Folge wieder ein Altersklassenwald ohne die angestrebte „Mosaikstruktur“ der Naturwälder) überhaupt nicht verträgt. Durch das Entnehmen der Nachbarbäume ist der Buchenstamm ungeschützt der Sonnenstrahlung ausgesetzt. Die zarte glatte Rinde erleidet häufig Sonnenbrand, trocknet aus und platzt auf, was unweigerlich zum Absterben des Baumes führt, da hinter der Rinde die sensible und überlebenswichtige Bastschicht und das Kambium (Wachstumsschicht) liegen.

 

In der Bastschicht wird die Nährflüssigkeit aus der Krone zu den Wurzeln geführt, die dann unterbrochen ist. Die Wurzel wird nicht mehr mit genügend Nahrung versorgt und stirbt ab. Das Kambium, das für das Höhen- und Dickenwachstum zuständig ist, kann wegen mangelnder Nährflüssigkeit keine Wachstumszellen mehr bilden und trocknet aus. Da insgesamt der Baum über die Wurzel nicht mehr mit Wasser und den nötigen Mineralien versorgt wird, stirbt er.

Das Entnehmen einiger Bäume in geringem Abstand führt zum Auflichten des Kronendaches. Dadurch werden der Boden und die verbliebenen Bäume erheblicher Sonneneinwirkung ausgesetzt.
Das Entnehmen einiger Bäume in geringem Abstand führt zum Auflichten des Kronendaches. Dadurch werden der Boden und die verbliebenen Bäume erheblicher Sonneneinwirkung ausgesetzt.

Die Schirmschläge als typische Laubwaldbewirtschaftungsform in Deutschland werden auch als „Kahlhiebe auf Raten“ bezeichnet, die aber vom BWG (Bundeswaldgesetz) und den LWG (Landeswaldgesetzen) nicht als Kahlhiebe erfasst werden, da die konventionelle Forstwirtschaft ja immer noch ein paar Altbäume stehen lässt. Die konventionelle Forstwirtschaft begründet diese Schirmschläge damit, die Naturverjüngung zu fördern und deren Wachstum beschleunigen zu wollen. Dem Sonnenlicht ausgesetzt schießen die jungen Bäume (die normalerweise langsam im Schatten der Altbäume wachsen) nun fast explosionsartig in die Höhe. Dieses schnelle Wachstum braucht ebenso wie die auf der Freifläche aufwachsende Krautflur Nahrung und bewirkt bei den Jungbuchen veränderte Zellstrukturen, die sich möglicherweise auf die Resilienz (Widerstandskraft) der Bäume auswirken. Wegen der Vielzahl der Jungpflanzen wird der Waldboden stärker belastet, obwohl die Humus- und damit Nährstoffschicht im Wald sehr dünn ist. Auch wenn unter den dicht gedrängten Jungpflanzen eine natürliche Auslese stattfindet, wächst durch diese forstwirtschaftliche Maßnahme wieder eine Altersklasse als Stangenbestand heran, die anfälliger gegen Sturmereignisse ist und nicht dem natürlichen Waldbild mit einer mosaikartigen Struktur durch viele verschiedene Altersstufen der Bäume entspricht. Ganz anders in der natürlichen Waldbewirtschaftung - dort wachsen Jungbäume unterschiedlichen Alters im Schatten der Altbäume heran und bilden so einen gesunden Waldzuwachs.

Es wäre also wünschenswert, die noch geschlossenen Buchenbestände, die in Deutschland (ausgezeichnet als UNESCO Weltnaturerbe Buchenwälder) standortheimisch sind, zu erhalten.

Gerade sie könnten in der jetzigen Zeit als einigermaßen intakte Ökosysteme bestehen und die massiven Probleme im menschengemachten Klimawandel, vor allem den Wassernotstand, bekämpfen helfen.

Natürlich schattiger dichter Buchenwald
Natürlich schattiger dichter Buchenwald

Wie erklärt man den Menschen in tropischen Ländern, dass sie den Regenwald nicht abholzen dürfen, während hier in Deutschland für Neubau - und Industriegebiete, Autobahnen, sonstige Straßen und jetzt vermutlich sogar Windräder tausende Hektar Wälder und Forste vernichtet werden? Wieder einmal versucht man auf Kosten anderer seine Ziele zu erreichen – weltweite Klimaneutralität ist so aber sicher nicht zu schaffen.

 

Horst Schikora, RLP

BIWE

Bürgerinitiative Walderhaltung Neustadt, Lambrecht

 

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Immerhin, das Land Rheinland-Pfalz hat kürzlich eine "Grundsatzanweisung für den Umgang mit flächenwirksamen Störungen in den Wäldern" veröffentlicht, dem die dringend notwendige Einsicht in menschliche Zerstörungswirkung in den Wirtschaftswäldern endlich zu entnehmen ist. Zitat:

 

"Aufgaben können regelmäßig nicht mit den Mitteln gelöst werden, die mit der Entstehung der zu lösenden Probleme in engem Zusammenhang stehen. In diesem Sinne scheiden

• Flächenräumung,

• Bodenbearbeitung,

• flächendeckende Bepflanzung,

• flächige Ausschaltung von Vegetationskonkurrenz auf Jungbäume,

• Einsatz von Pflanzenschutzmitteln,

• Bodenveränderungen und

• Einträge von Hilfsstoffen, Düngemitteln oder Fremdsubstraten

grundsätzlich aus."

 

Allerdings müssen diese Einsichten auch zeitnah flächenwirksam in Taten oder besser noch Nicht-Taten umgesetzt werden, wenn wir unsere Wälder mit ihren angestammten Funktionen der Beherbung einer waldtyischen Artenvielfalt, der Luftreinigung und der Wasserspeicherung erhalten wollen.

 

 

 

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Grundsatzanweisung für den Umgang mit flächenwirksamen Störungen in den Wäldern
GrundsatzanweisungUmgangMitflaechenwirks
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