Trotz Waldsterben - der Ausverkauf der Wälder geht weiter! Teil 1 – Saarland

Statt „Masterplan Wald“ massive Fällungen bei Quierschied und Dudweiler/Fischbach - Umweltminister Jost raubt im Konsens mit SaarForst Urwaldreliktarten den Lebensraum und fördert durch die Auflichtung der Wälder die weitere Austrocknung der Böden!

 

Als die Diskussion um die kranken Wälder im vergangenen Jahr ihren Höhepunkt erreichte, sahen sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans und sein Umweltminister Reinhold Jost die Lage vor Ort an und gaben medienwirksam als Konsequenz für einen besseren Schutz unserer Wälder einen "Masterplan Wald" heraus. Die aktuellen massiven Einschläge in die Laubholzbestände lassen von diesem Masterplan nichts erkennen. Im Gegenteil, das Waldinnenklima wird durch die hohen Einschläge weiter verändert.

 

Zu finden ist der Masterplan unter:

 

https://www.saarland.de/SID-C5A8D4B9-6067D1DB/250406.htm

 

Darin heißt es unter anderem:

 

- Holzvorrat weiter erhöhen (von 350 auf 400 m3/Hektar)

 

Zitat Umweltminister Jost: „Wir haben uns entschieden, unseren Holzvorrat weiter ansteigen zu lassen und entsprechend auf Einnahmemöglichkeiten zu verzichten. Damit erhöhen wir die ökologische Leistung des Waldes und auch die CO2-Speicherleistung.“

 

- Reduzierter Hiebsatz

 

Zitat Umweltminister Jost: „Wir wollen den erstmals in dieser Deutlichkeit erkennbaren Schädigungen an der Buche und anderen Laubbaumarten entgegenwirken und streben mit der Maßnahme eine ökologische Stabilisierung des Waldinnenklimas an. Dies kann erreicht werden durch Verzicht auf die Ernte der Hälfte aller ausgezeichneten dicken Bäume über 70 cm.“

 

- Keine Kompensation von Einnahmeverlusten und erhöhten Aufwendungen durch erhöhten Einschlag in alte Wertholzbestände (alte Buchen) im Staatswald

 

Zitat Umweltminister Jost: „Wir streben die Inwertsetzung von ökologischen Leistungen des SaarForst-Landesbetriebes an.“

 

 

Soweit die Theorie, hier nun die aktuelle Praxis - nach zwei heißen Sommern mit massiver Trockenheit und absterbenden Waldflächen - im Wald bei Quierschied und Dudweiler/Fischbach.

 

Bei Quierschied wurden sehr viele alte Buchen gefällt, darunter auch Biotopbäume mit „Mulmhöhlen“ (Mulm ist das feine Material, das sich in der Höhle durch Zersetzung sammelt und die Wiege vieler Insektenarten ist). Diese Baumhöhlen, die sich erst in älteren bis alten Bäumen bilden, gehören mittlerweile zu den seltensten Lebensräumen in deutschen Wäldern. Eine Vielzahl von Tieren, vor allem auch Insekten und Pilzen ist darauf spezialisiert. Dass diese ganz im Verborgenen lebenden Arten inzwischen vom Aussterben bedroht sind oder bereits ausgestorben sind, verwundert angesichts fortgesetzter forstlicher Eingriffe nicht. Geht das Habitat Baumhöhle verloren, verschwindet die Art – meist ohne eine Chance, jemals zurückzukehren.*

 

 

Das ist aber offensichtlich in der Waldwirtschaft nicht von Bedeutung, denn in Quierschied und Dudweiler wurden gleich ein halbes Dutzend solcher Bäume mit Baumfußhöhlen, in denen beispielsweise der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus) siedeln kann, gefällt. Gemäß forstlicher Bestimmungen müssen Biotopbäume, die aus Verkehrssicherungsgründen gefällt werden, als liegendes Totholz im Wald verbleiben. Selbst dies ist nicht geschehen, die Bäume wurden abtransportiert!

 

 

Bei Dudweiler/Fischbach betrifft es im Übrigen ein kleines Waldstück am Rande des geschützten Urwaldes. Diese Ecke steht aber nicht unter Schutz. Im „Urwald“ selbst findet man überraschenderweise kaum alte Bäume, auf dieser kleinen ungeschützten Fläche jedoch noch ein paar. Ein Schelm, der Böses dabei denkt?

 

Wir stellen fest : Worthülsen werden viele um den sterbenden Wald gesponnen. Dahinter aber geht der Ausverkauf der Laubwälder weiter.

 

*Quelle: https://www.nationalpark-kellerwald-edersee.de/de/naturverstehen/tiere/urwaldreliktarten/

 

Weitere Infos:

 

„Wir haben aus unseren Wäldern Holzfabriken gemacht“ - Die aktuelle 28-seitige, farbig bebilderte Broschüre von Norbert Panek mit dem Titel "Holzfabriken in der Krise" informiert über den aktuellen Notstand im deutschen Wald. Die Broschüre kann direkt beim Autor bestellt werden: norbertpanek(at)gmx.de zum Preis von 5,- Euro inklusive Versandkosten