Aus Bayern: Raubbau im Steigerwald

Jetzt beginnt wieder die Brutzeit der Vögel, die Setzzeit der Tiere, aber der Holzeinschlag in den Wäldern darf weitergehen. Als Teil der "ordnungsgemäßen Forstwirtschaft", legitimiert durch das Bundeswaldgesetz und die Landeswaldgesetze. Es erreichen uns viele Zuschriften zu diesem Thema - Bürger beobachten, lesen, fragen nach. Doch sinnvolle Antworten gibt es keine, wie Vera Stadler erfahren hat und in einem Leserbrief aus dem September 2017 berichtet:

 

"Letzte Woche am Montag habe ich mit meiner Familie den Steigerwald besucht, wie so oft. Wir gehen meist querfeldein und laben uns am Reichtum der Natur. Fünf Tage später waren wir wieder vor Ort, diesmal aber packte uns das Entsetzen: In einem offenbar atemberaubenden Tempo waren ca. 15 Gassen in den Wald geschlagen worden. Stapel mit gefällten Bäumen am Wegesrand. Die Tage vorher hatte es viel geregnet, so dass die schweren Maschinen tiefe Profilspuren ihrer Räder und Kettenbespannung in den aufgeweichten Waldboden hinterlassen hatten. Wir fanden bis zu 40 cm tiefe bis 2 m lange Löcher, teilweise bis obenhin mit Wasser gefüllt.

 

 

Die zwei schweren Ernte-Maschinen und ein dazugehöriger Tankwagen parkten noch am Wegesrand. Der Harvester wiegt 24 Tonnen und das Rückegerät im beladenen Zustand ca. 30 Tonnen. Das Befahren damit verdichtet den weichen Waldboden, in dem auf einem 0,3 Kubikmeter 6,3 Billionen Bodenlebewesen und Microoranismen und Pilze leben, die den Boden umwandeln, Schwermetalle ausfiltern, Nährstoffe liefern und Garant für ein gesundes Gleichgewicht sind, auch über den Wald hinaus. Die Verdichtung des Bodens hat langfristige Auswirkungen auf den gesamten Wasserhaushalt in der Region. Es besteht die Gefahr der Überschwemmungen durch zu schnell abfließendes Wasser wie in den Hassbergen bereits geschehen, Schlammfluten.

 

 

Und Bäume im Sommer fällen? Hatten wir nicht gelernt, dass Waldleben im Sommer besonderen Schutz braucht? Gibt es da nicht Vögel, die um diese Zeit ein zweites Mal in den Bäumen brüten sowie viele Insekten, die die blattreichen Baumwipfel, die Rinde und den Boden bewohnen, die den Vögeln und Kleintieren als lebenswichtige Nahrungsgrundlage dienen? Was geschieht mit den seltenen Fledermausarten, oder mit der Hohltaube, dem Marder etc. wenn ihr Baum gefällt wird? Was wird jetzt aus der scheuen fast ausgestorben geglaubten Wildkatze und ihrem Nachwuchs, den drei Jungtieren, die ganz in der Nähe gesichtet wurden?

 

Wir bezweifeln, dass das nachhaltige Waldbewirtschaftung ist. Die Rückegassen werden allerorts immer zahlreicher in den Wald getrieben, damit man weitere Eingriffe vornehmen und das Holz gewinnbringender abtransportieren kann, um immer schneller den globalen Markt zu beliefern. Aber zumindest die staatliche Forstwirtschaft sollte sich als Verwalter unseres Naturerbes verstehen. Ich hoffe inständig auf ein Umdenken, denn sonst wird dieser kostbare Lebensraum, der den Namen „Wald“ verdient, bald unwiederbringlich verloren sein."

 

Vera Stadler

 

Schwebheim, Unterfranken